Metastasenchirurgie
Bösartige Erkrankungen zeichnen sich nicht nur durch verdrängendes und zerstörendes Wachstum am Ort des eigentlichen Tumors aus, sondern auch durch die Möglichkeit, Absiedlungen entfernt vom Ort des Ursprungstumors zu bilden. Ein typisches Organ für das Erscheinen von Metastasen ist die Lunge, da im Blut umherwandernde Tumorzellen sich hier in den haarfeinen Blutgefäßen ansiedeln können. Nach entsprechender Vermehrung der Tumorzellen bilden sich hier Knoten in der Lunge, die aus dem Gewebe des ursprünglichen Tumors bestehen. Im Allgemeinen handelt es sich bei Vorliegen von Metastasen um eine Erkrankung, die potentiell den ganzen Körper betrifft, weshalb auch therapeutische Ansätze dies berücksichtigen und meistens Medikamente gegeben werden, die über die Blutbahn - entweder als Tablette aufgenommen oder in die Vene injiziert - zum Einsatz kommen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist jedoch auch die Operation von Metastasen sinnvoll. Diese sind gegeben, wenn der Ursprungsherd kurativ behandelt ist, der Ursprungstumor nicht dazu neigt, schnell und viele Metastasen zu verursachen, wenn nicht zu viele Metastasen in der Lunge aufgefunden werden und der Abstand zwischen der ursprünglichen Erkrankung und dem Auftreten der Metastasen nicht zu kurz ist. Tumorerkrankungen, bei denen die Operation von Lungenmetasten unter diesen Voraussetzungen diskutiert wird, sind z. B. der Dickdarmkrebs, der Enddarmkrebs, wenig aggressive Weichgewebstumoren, der schwarze Hautkrebs (maligne Melanome) und Nierentumore. Um möglichst alle, auch die nicht im CT abgebildeten Herde auffinden zu können, wird der Eingriff üblicherweise über einen Brustkorbschnitt (Thorakotomie) durchgeführt. Im Rahmen dieser Operation werden dann alle sichtbaren und tastbaren Befunde, die sich verdächtig darstellen, entfernt. Im Gegensatz zu Lungenkrebs-Operationen wird nur ein Saum gesunden Lungengewebes um den Befund herum belassen, da die weiträumige Entfernung nicht zu einer erhöhten Sicherheit führt. Sollte nach der operativen Entfernung von Lungenmetastasen erneut neue Lungenmetastasen auftreten, ist eine 2. und sogar eine 3. Operation technisch häufig möglich. Die Veranlassung, eine 2. oder 3. Operation zu empfehlen, wird jedoch jeweils im Rahmen der Diskussion in den entsprechenden Tumorboards genauestens überprüft.